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Offene Kirche

Offene Kirche

                             5. Februar      5. März      2. April

 

Zum Nachdenken

Liebe Leserin, lieber Leser!


Es ist sechs Uhr morgens, und der Wecker klingelt. Zu dieser Tages- und Jahreszeit ist alleine das ja manchmal schon eine Zumutung. Für Phil Connors kommt es allerdings noch viel schlimmer. Er ist in einem Hotelzimmer aufgewacht, mitten in der amerikanischen Provinz. Freiwillig wäre er da wohl niemals hingefahren.
Am „Murmeltiertag“ in Punxsutawney muss der Wettermoderator über einen lokalen Brauch berichten:
Die Frage, ob ein Murmeltier an diesem Tag einen Schatten wirft, soll Aufschluss darüber geben, wie lange der Winter noch dauert. Sechs weitere Wochen, wenn an diesem Tag die Sonne scheint. Angeblich ein Brauch deutscher Einwanderer, die statt des eigentlich dafür nötigen Dachses nun das heimische Waldmurmeltier aus seinem Bau locken.
Phil Connors will nichts wie weg aus Punxsutawney, weg aus der Provinz und von den Menschen, die er dort trifft und nicht besonders mag. Aber er kann nicht weg, denn er steckt in einer Zeitschleife fest. Jeden Morgen um sechs Uhr beginnt der gleiche Tag von vorn. Täglich grüßt das Murmeltier… Nach anfänglicher Verzweiflung ergibt sich Phil Connors in sein Schicksal.
Er probiert aus, welche Möglichkeiten er nun hat. Und er merkt:
Der Murmeltiertag hat ihm eine Art Unverletzlichkeit geschenkt. Er kann sich
vor einen Zug werfen und wacht doch am nächsten Morgen unversehrt um
sechs Uhr vom Weckerklingeln auf. Er kann dem Typ auf der Straße, der ihm
auf die Nerven geht, eine runterhauen. Und nach unzähligen Fehlversuchen
weiß er auch ziemlich genau, womit er die Frau seines Herzens für sich begeistern kann.
Der Murmeltiertag am 2. Februar fällt auf den christlichen Feiertag ‚Maria Lichtmess‘, der auch bei uns das Ende des Winters ankündigt.
Aber der Winter mit seinen dunklen Morgen bleibt noch ein bisschen. Auch meine Tage gleichen sich, das weiß ich schon, wenn morgens mein Wecker
klingelt. „Und täglich grüßt das Murmeltier…“
Es wundert mich nicht, dass der Titel dieses Films mittlerweile zu einer Art Sprichwort geworden ist. Manchmal packt auch mich die Verzweiflung über so
viel Alltag. Aber Phil Connors ist da für mich ein echtes Vorbild: Was er nicht ändern kann, nimmt er, wie es ist. Ändern kann er nur sich selbst und sein
Verhalten. Jeder Tag ist gleich in Punxsutawney. Aber er macht an jedem Tag neue
Erfahrungen, weil er an jedem Tag anders ist. Mal netter und zugewandter, manchmal ein bisschen böser. Auf jeden Fall lebendig.
Jeder Tag ist einmalig. Jeder Tag ist ein Geschenk, denke ich. Ich hau dem Wecker auf den Kopf und winke dem Murmeltier zu.

Ihre Pfarrerin Claudia Konnert

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