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Minikirche in Baumholder

Wir freuen uns am Freitag, den 01.12.2023 um 16.30 Uhr wieder die Minikirche zu feiern.

Es werden Geschichten erzählt und erlebt. Ein Team aus Kindergarten und Freiwilligen bereitet alles vor.

Lassen Sie sich überraschen.

Herzliche Einladung!

Minikirche

 

Abschied von Pfarrer Engels


Nach zwei Jahren wurde Pfarrer Christoph Engels in der Ev. Kirchengemeinde Westrich-Nahe verabschiedet. Pfarrer Burkard Zill begrüßte zu Beginn des Festgottesdienstes in der Berglangenbacher Kirche besonders auch seine Ehefrau Anke und die Delegation aus Leverkusen. Dort hatte Engels fast 25 Jahre als Gemeindepfarrer gewirkt, bevor er zum Abschluss seines Berufslebens einen „Pastoralen Dienst im Übergang“ antrat, um die Gemeinden Baumholder, Berschweiler und Reichenbach bei ihrer Fusion zu unterstützen. So war der Gottesdienst zugleich Verabschiedung in den Ruhestand und Entpflichtung. Diesen Part übernahm in Vertretung der erkrankten Superintendentin der Synodalassessor Arndt Fastenrath. Zuvor hatte Engels über zwei Verse aus dem Markusevangelium, Kapitel 9 gepredigt: „Alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubt.“ Und „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Der fröhliche Gottesdienst wurde vom Musikverein Berglangenbach musikalisch mitgestaltet sowie von Kolleginnen und Kollegen aus der Gemeinde. Im Anschluss hatte die Kirchengemeinde zum Empfang in die Markthalle geladen. Man war sich einig: Durch seine offene und kommunikative Art hat Christoph Engels schnell Fuß gefasst. Der Weggang wird bedauert. Aber ihn und seine Frau begleiten gute Wünsche für den Ruhestand in Bonn.

 

Zum Nachdenken

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!“ (Hebräer 13, 14)
Zunächst denken wir beim Lesen der Zeile wahrscheinlich an Tod. Am Ende des Kirchenjahres ist das Thema. Wir wissen es schon: Ich kann nicht in meinem Leben „bleiben“. Ich werde sterben. Wann, das weiß ich noch nicht. Wie kann ich mit dem Wissen leben lernen?

Dieser Vers redet nicht nur vom Tod. Ich kann schon viel früher „nicht bleiben“. Meine Kindheit ist vorüber, ich kann dort schon lange nicht mehr sein; ebenso meine Jugend. Die Zeit zuhause mit den Kindern – unwiederbringlich vorbei. Ich konnte an manchen Orten nicht bleiben. Ich musste weg, weil meine Eltern umgezogen sind. Das ist mir als 13jähriger wirklich schwergefallen. Ich musste weg zum Studium, zum Vikariat. Und dann bin ich des Berufes wegen nach Baumholder gekommen. Für mich hat diese Zeile ganz aktuell an Bedeutung gewonnen. Wir haben 36 Jahre in Baumholder gelebt - auch nur auf Zeit. Zum Ruhestand muss die Reise wieder weitergehen.
Aber selbst wer in Baumholder geboren und dort sein ganzes Leben geblieben ist, hat einige Lebensabschnitte längst hinter sich gelassen. Es hängt nicht nur vom Ort ab.

Das Bild in diesem Bibelvers entstammt der nomadischen Lebenswelt. Die Vorfahren der Verfasser waren Nomaden und sie selbst sind Nomaden begegnet, die umherziehen und ihre Zelte auf Zeit aufschlagen. Genau solange, bis ihre Tiere kein Futter mehr finden und sie weiterziehen müssen. Sind Nomaden deshalb Getriebene, die durchs Leben hetzen? Immer mit dem Gedanken: Ich muss bald weiter! So leben Nomaden keineswegs. Die Nomaden, die ich nur aus Filmen kenne, wirken viel weniger gehetzt als Menschen in unserer Kultur. Nomaden richten sich auf Zeit ein. Sie haben gelernt in ihrem Leben zuhause zu sein mit dem häufigen Weiterziehen. Wenn ihre Tiere keine Nahrung mehr finden, dann müssen sie ihre Zelte an einem anderen Ort aufschlagen.

Die entscheidende Frage: Haben wir gelernt, in unserem „sesshaften Leben“ wirklich zuhause zu sein? Sind wir zufrieden damit. Oder sind wir vom Wunsch besessen, doch eigentlich ein ganz anderes, vermeintlich besseres Leben haben zu wollen? Ich kenne Menschen, die nie ihren Ort verlassen haben und auf mich den Eindruck machen, doch nicht wirklich zuhause zu sein. Andererseits begegnen mir Menschen, die sehr wohl in Ihrem Leben angekommen sind, obwohl ihr Leben ziemlich bewegt ist oder war und obwohl es ziemlich durchschnittlich aussieht. An den äußeren Umständen liegt es keineswegs, ob jemand angekommen ist. Es liegt vielmehr daran, ob ich der Auffassung bin, dass ich alles habe, was ich zum Glück brauche. Und dass nicht etwas Entscheidendes fehlt. Dann kann ich auch Abschied nehmen und weiterziehen. Ohne das Gefühl: Es reicht nicht, da muss doch noch mehr kommen. Ich kann zurückblicken auf vergangene Stationen - schöne und schmerzliche, gelungene und weniger gelungene. Ich kann das, weil ich in meinem Leben angekommen und zuhause bin. Eines Tages werde ich dann endgültig Abschied nehmen müssen. Wir sagen es ja mit einem vergleichbaren Bild: Wir treten unsere letzte Reise an.

Hilde Domin schreibt:
Man muss weggehen können
und doch sein wie ein Baum;
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muss den Atem anhalten,
bis der Wind nachlässt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau
die alten Muster zeigt,
und wir zu Hause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.“

Meine Frau und ich haben in den letzten Jahrzehnten gerne in Baumholder gelebt und gearbeitet. Jetzt ist Zeit weiterzuziehen. „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“

Herzlichst
Ihr Burkard Zill

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