Historische Gegebenheiten vor der Gründung der Pfarrei Baumholder
Klaus Böhmer
HISTORISCHE GEGEBENHEITEN VOR DER GRÜNDUNG DER PFARREI BAUMHOLDER
(Zusammenfassung eines ausführlicheren Artikels zu diesem Thema)
Für die Entwicklung der kirchlichen Strukturen in der Naheregion war das Ende der Römerherrschaft und die „Fränkische Landnahme“ im 5. Jahrhundert n. Chr. eine Zeiten-wende.
Bereits in der frühen Zeit der Konsolidierung der fränkischen Herrschaft - während der Christianisierung der Franken und der Organisation bzw. Reorganisation der kirchlichen Strukturen - zeigen sich Herrschaftsmerkmale, die in unserer Region über Jahrhunderte stabil bleiben sollten.
Unter der nunmehr fränkischen Herrschaft entwickelten und differenzierten sich die Besitzverhältnisse und zu den vorhandenen Städten und Dörfern kamen viele neue Siedlungen hinzu. Die Christianisierung schritt fort und die Bistümer Mainz und Trier entwickelten und erweiterten in ihren Diözesen die Pfarrorganisation. Durch den Bau von Kirchen entstanden neue Pfarrorte, die in ihrem jeweiligen Bezirk eine Mittelpunktsfunktion einnahmen. Fränkische Adlige erbauten aus eigenen Mitteln ebenfalls Kirchen und sicherten ihre Unterhaltung. Dieses Eigenkirchenrecht fand vor allem im ländlichen Raum häufig Anwendung. Viele der neugegründeten Eigenkirchen entstanden auf Initiative von Lehensmännern der beauftragten Vögte. Auch diese Kirchen bedurften der Weihe durch den Bischof der entsprechenden Diözese, um zu Taufkirchen zu werden und unterstanden damit den Diözesanrechten des Bistums.
Durch Schenkungen und Erbe hatte das Bistum Verdun bereits bis zur Mitte des 7. Jahrhundert n. Chr. umfangreichen Grundbesitz auch in der Nahe-Glan-Region erhalten.
Die Besitzungen des Bistums Verdun waren einerseits in örtlichen Bistumsstrukturen eingebunden, unterstanden andererseits aber der Hoheit des Bischofs. Zur Wahrnehmung ihrer weltlichen Herrschaft über den so weit entfernten Grundbesitz in der Nahe-, Glan- und Moselgegend belehnten die Kirchen von Verdun deshalb die Grafen des Blies- bzw. Nahegaues mit der Vogtei (advocatia) dieser Gebiete.
In geistlicher Hinsicht sahen sich die Bischöfe in Verdun daher den Bistümern Mainz und Trier gegenüber, in denen ihr Besitz lag und die für die geistliche Ordnung in ihren Diözesen zuständig waren.
Eine Ausnahme bildete die Eigenkirche in Tholey, die das Bistum Verdun von Adalgisel-Grimo ererbt hatte. Hier war das Bistum Verdun selbst Eigentümer der Eigenkirche mit allen Rechten und Pflichten, erkannte aber die Diözesanrechte des Bistums Trier an. Dadurch war bereits im 7. Jahrhundert die Grundlage für eine Pfarrei in Tholey geschaffen, durch welche die Bischöfe in Verdun auch Einfluss in ihren anderen benachbarten Besitzungen ausüben konnten.
Die Region um Baumholder gehörte ebenfalls zu den Besitzungen der Kirche von Verdun. Baumholder selbst lag im Nahegau, der zur Diözese des Bistums Mainz gehörte und von den Nahegaugrafen verwaltet wurde. Diese weltlichen und geistlichen Strukturen sollten bis in eine ferne Zukunft erhalten bleiben und die Entstehung und Entwicklung der Pfarrei Baumholder maßgeblich bestimmen.
Grundbesitz des Bistums Verdun in den Rheinlanden
Hinweis
Der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld hat als Sonderband 79 seiner Mitteilungen am 11. Dezember 2014 die Forschungsergebnisse zum„Baumholder Seelbuch“ veröffentlicht. Dieses älteste in Baumholdergeführte Buch hat selbst eine spannende Geschichte und enthält vieleinteressante und neue Informationen über Baumholder im 14. Jahrhundert. Die Evangelische Kirchengemeinde Baumholder hat eine größere Anzahlder Auflage übernommen und gibt die Bücher zum Preis von 15,00 € weiter. Bei Interesse sind die Bücher im Gemeindeamt erhältlich.
Kontakt: Bettina Lichtenberger 06783/2148