Bildungsfahrt Below vom 16.04.-19.04.2015
„Jugendliche blicken 70 Jahre zurück"
Studienreise zu den Gedenkstätten „Todesmarschmuseum im Belower Wald" und KZ Ravensbrück beeindruckt Jugendliche
„Ich werde auf jeden Fall allen diese Fahrt weiter empfehlen und allen erzählen, was sich vor über 70 Jahren Grausames ereignet hat." So lautet das Fazit des sechszehnjährigen Sascha aus Baumholder, der gerade von einer Studienreise ins „Todesmarschmuseum im Belower Wald" und vom Konzentrationslager Ravensbrück zurückgekehrt ist. Das Ev. Jugendzentrum Baumholder, das Jugendcafé Kirn und die evangelische Jugend im Kirchenkreis An Nahe und Glan folgten einer Einladung zum 70. Jahrestag der Befreiung in die genannten Gedenkstätten und machten sich vom 16. – 19.04.15 auf die Reise. Unter der Leitung von Andreas Duhrmann (Baumholder), Jutta Behn (Kirn), Stephanie Otto und Günter Kistner (Bad Kreuznach) fuhren 16 interessierte Jugendliche zu einer viertägigen Studienreise nach Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern. Vor Ort empfing die Leiterin der Gedenkstätte im „Belower Wald", Carmen Lange, die Gruppe persönlich und führte sie durch das Museum. Eindrücklich wurde der Gruppe die Geschichte des Todesmarsches der über 30.000 Häftlinge vom Konzentrationslager Sachsenhausen bis in den Belower Wald dokumentiert. Die Häftlinge mussten damals kurz vor Kriegsende, am 21.04.1945, das Konzentrationslager verlassen und marschierten tagelang, von Kälte und Hunger gezeichnet und ständig vom Tod bedroht, in Richtung Westen. Für die Jugendlichen war es nur schwer fassbar, wie Menschen unter diesen extremen Bedingungen überleben konnten. Umso mehr beeindruckten sie die Ansprachen der Überlebenden während der Gedenkfeier und das anschließende Zeitzeugengespräch. Zwi Steinitz, aus Israel, erinnerte die Teilnehmenden daran, dass es wichtig ist, dass sie die Geschichten weiter tragen – die Überlebenden können es bald selbst nicht mehr. Diana, eine sechszehnjährige Teilnehmerin der Studienreise, meinte hierzu: „Was wir gesehen haben, darf nie wieder passieren! Wir haben die Verantwortung, dass mit Menschen nie wieder so umgegangen wird. Jeder Mensch hat die gleichen Rechte und keiner ist aufgrund seiner Religion und Hautfarbe weniger wert." Dieses Engagement der Jugendlichen begeisterte den Holocaustüberlebenden Heinz Hesdörffer, der ebenfalls unter den 70 anwesenden Zeitzeugen war, die von den Landtagspräsidentinnen aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern begrüßt wurden. Heinz Hesdörffer, mittlerweile 92 Jahre alt, wurde vor 70 Jahren nahe Below befreit und freute sich, die Jugendlichen zu treffen. Im Zelt der Begegnung fand er Zeit, bei einer Tasse Tee den Jugendlichen ihre Fragen zu beantworten. Heinz Hesdörffer drehte 2012/13 im Rahmen eines Jugendprojekts den Film „Schritte ins Ungewisse". Dabei begleiteten ihn 12 Jugendliche aus Kirn und Bad Kreuznach zu Stationen seines Holocaust.
Den folgenden Tag nutzte die Studiengruppe zum Besuch im Konzentrationslager Ravensbrück, wo neben den Dauerausstellungen anlässlich des 70. Jahrestags ebenfalls ein umfangreiches interessantes Programm mit Zeitzeugen und Lesungen angeboten wurde. Besonders die Ausstellungen zu den Jugendkonzentrationslagern Uckermark und Mohringen bewegte und entsetzte die Jugendlichen, da dort Gleichaltrige zum Beispiel allein aufgrund des Hörens von Swing- und Jazzmusik jahrelang inhaftiert waren. „Ich bin froh, dass ich mitgefahren bin, denn ich habe mal wieder viel Neues gelernt, zum Beispiel was Brüderlichkeit, Solidarität und Zusammenhalt angeht", meldet Marcel aus Bad Kreuznach/Winzenheim zurück, der bereits den Film „Schritte ins Ungwisse" mitgedreht hatte und ergänzt: „Wir danken dem Verein Bildungswerk Heinz Hesdörffer, dem lokalen Projektfonds „Kreuznach für Vielfalt" und dem Bürgermeister aus Baumholder, die alle diese Studienreise mit einem großen Zuschuss unterstützt haben."
Bereits im Herbst geht es wieder auf eine Studienreise nach Auschwitz. Diese wird gemeinsam vom Jugendzentrum im Baumholder und dem Jugendcafé Kirn durchgeführt.