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Pfarrarchiv

Ansprechpartner: Ev. Kirchengemeinde Baumholder, Kirchstraße 12, 55774 Baumholder, Tel. 06783-2148

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Historische Gegebenheiten vor der Gründung der Pfarrei Baumholder

Klaus Böhmer

HISTORISCHE GEGEBENHEITEN VOR DER GRÜNDUNG DER PFARREI BAUMHOLDER

(Zusammenfassung eines ausführlicheren Artikels zu diesem Thema)

Für die Entwicklung der kirchlichen Strukturen in der Naheregion war das Ende der Römerherrschaft und die „Fränkische Landnahme“ im 5. Jahrhundert n. Chr. eine Zeiten-wende.

Bereits in der frühen Zeit der Konsolidierung der fränkischen Herrschaft - während der Christianisierung der Franken und der Organisation bzw. Reorganisation der kirchlichen Strukturen - zeigen sich Herrschaftsmerkmale, die in unserer Region über Jahrhunderte stabil bleiben sollten.

Unter der nunmehr fränkischen Herrschaft entwickelten und differenzierten sich die Besitzverhältnisse und zu den vorhandenen Städten und Dörfern kamen viele neue Siedlungen hinzu. Die Christianisierung schritt fort und die Bistümer Mainz und Trier entwickelten und erweiterten in ihren Diözesen die Pfarrorganisation. Durch den Bau von Kirchen entstanden neue Pfarrorte, die in ihrem jeweiligen Bezirk eine Mittelpunktsfunktion einnahmen. Fränkische Adlige erbauten aus eigenen Mitteln ebenfalls Kirchen und sicherten ihre Unterhaltung. Dieses Eigenkirchenrecht fand vor allem im ländlichen Raum häufig Anwendung. Viele der neugegründeten Eigenkirchen entstanden auf Initiative von Lehensmännern der beauftragten Vögte. Auch diese Kirchen bedurften der Weihe durch den Bischof der entsprechenden Diözese, um zu Taufkirchen zu werden und unterstanden damit den Diözesanrechten des Bistums.

Durch Schenkungen und Erbe hatte das Bistum Verdun bereits bis zur Mitte des 7. Jahrhundert n. Chr. umfangreichen Grundbesitz auch in der Nahe-Glan-Region erhalten.

Die Besitzungen des Bistums Verdun waren einerseits in örtlichen Bistumsstrukturen eingebunden, unterstanden andererseits aber der Hoheit des Bischofs. Zur Wahrnehmung ihrer weltlichen Herrschaft über den so weit entfernten Grundbesitz in der Nahe-, Glan- und Moselgegend belehnten die Kirchen von Verdun deshalb die Grafen des Blies- bzw. Nahegaues mit der Vogtei (advocatia) dieser Gebiete.

In geistlicher Hinsicht sahen sich die Bischöfe in Verdun daher den Bistümern Mainz und Trier gegenüber, in denen ihr Besitz lag und die für die geistliche Ordnung in ihren Diözesen zuständig waren.

Eine Ausnahme bildete die Eigenkirche in Tholey, die das Bistum Verdun von Adalgisel-Grimo ererbt hatte. Hier war das Bistum Verdun selbst Eigentümer der Eigenkirche mit allen Rechten und Pflichten, erkannte aber die Diözesanrechte des Bistums Trier an. Dadurch war bereits im 7. Jahrhundert die Grundlage für eine Pfarrei in Tholey geschaffen, durch welche die Bischöfe in Verdun auch Einfluss in ihren anderen benachbarten Besitzungen ausüben konnten.    

Die Region um Baumholder gehörte ebenfalls zu den Besitzungen der Kirche von Verdun. Baumholder selbst lag im Nahegau, der zur Diözese des Bistums Mainz gehörte und von den Nahegaugrafen verwaltet wurde. Diese weltlichen und geistlichen Strukturen sollten bis in eine ferne Zukunft erhalten bleiben und die Entstehung und Entwicklung der Pfarrei Baumholder maßgeblich bestimmen.

Kirchenbuecher

                                             Grundbesitz des Bistums Verdun in den Rheinlanden

 

 

Baumholderer Seelbuch

 Hinweis

Der Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld hat als Sonderband 79 seiner Mitteilungen am 11. Dezember 2014 die Forschungsergebnisse zum„Baumholder Seelbuch“ veröffentlicht. Dieses älteste in Baumholdergeführte Buch hat selbst eine spannende Geschichte und enthält vieleinteressante und neue Informationen über Baumholder im 14. Jahrhundert. Die Evangelische Kirchengemeinde Baumholder hat eine größere Anzahlder Auflage übernommen und gibt die Bücher zum Preis von 15,00 € weiter. Bei Interesse sind die Bücher im Gemeindeamt erhältlich.

Kontakt:           Bettina Lichtenberger      06783/2148

 

Stationen im 20. Jh.

1904          Umbau einer Scheune zum so genannten Betsaal, dem Gemeinderaum.

1910          Bau des Pfarrhauses Kirchstraße

1938          Auflösung der Ortschaften durch Errichtung des Truppenübungsplatzes.

                  Die Gemeinde verliert ihre Mitglieder in Aulenbach, Breungenborn, Frohnhausen, Grünbach, Mambächel

                  und Ronnenberg

1955          Wiedereröffnung des Kindergartens und Übernahme durch die Kirchengemeinde.

                  Er war 1938 als Erntekindergarten gebaut und nach dem Krieg geschlossen worden.

1954-67     Haus der offenen Tür für junge Mädchen in der Achtallee

1955/56     Ruschberg bekommt eine eigene Kirche. Anwachsen auf 4500 Gemeindeglieder.

1957          Umgestaltung der Kirche in Baumholder - Viele bedauern dies bis heute

1962          Pfarrhaus Gersterter Weg

1966          Bau & Eröffnung des Jugendzentrums

1973          Gemeindehaus Gesterter Weg. Die Errichtung einer Kirche für den Bezirk "Rauher Biehl" ist vorgesehen,

das Grundstück gekauft. Orgelumbau in Baumholder, die Stummorgel wird auseinander gerissen,

umgestimmt und in eine neue Orgel eingepasst.

1985          Glasfenster Kirche Baumholder

1990          Sanierung des Jugendzentrums

1992          ehemaliges Hortgebäude "Im Brühl" wird zum Gemeindehaus umgebaut; dadurch entsteht mit Gemeindehaus

                  und Jugendzentrum ein zweites Zentrum neben dem Kirchberg mit Pfarrhaus, Büros und Kindergarten.

1993          Abbruch des Betsaales, der inzwischen baupolizeilich gesperrt ist. Die Statik ist seit der Aufstockung der

                  Gemeindeschwesterwohnung Mitte der 50er Jahre zerstört.

  Sanierung des Pfarrhauses Kirchstraße

1995          Aufhebung der 2. Pfarrstelle durch die Landeskirche

                     3330 Gemeindeglieder

1996          Verkauf des Gemeindehauses Gersterter Weg an das DRK

Verkauf Wohnungen Jugendzentrum

2000          250-Jahrfeier des Kirchenschiffes

2003          Einweihung der rekonstruierten Stummorgel

2011          Einbau des Gemeindezentrums in die Kirche, dafür 1. Preis im Architekturwettbewerb der EKiR und 2. Preis der EKD

Abgabe des Gemeindehauses an die Verbandsgemeinde Baumholder

Übergabe des Gebäudes Jugendzentrum an die Verbandsgemeinde Baumholder

2014          2500 Gemeindeglieder wegen demografischen Wandels

Geschichte bis 1882

Die Geschichte der Baumholderer Kirche reicht urkundlich bis ins 14. Jahrhundert zurück. Um 1300 wurde die Pfarrei Baumholder dem Kloster Werschweiler übergeben. Andere Hinweise führen noch weiter in die Vergangenheit. Ganz aktuell hat eine C14-Analyse unter dem Turmfundament gefundene Skelettreste auf das Jahr 920 (+ - 40 Jahre) datiert.

Gebiete im Raum von Nahe und Mosel, darunter auch die Gemeinden Baumholder, Wolfersweiler und Medard, gehörten aufgrund von alten Schenkungen im 6. und 7. Jahrhundert dem Bistum Verdun. Vielleicht schon die Nahegaugrafen, bestimmt aber die Grafen von Veldenz, waren von der Kirche zu Verdun als Vogte über diesen vom Bischofssitz so weit entfernten Grundbesitz angenommen worden.

Über die Gründung der Pfarrei Baumholder und deren Geschichte bis zum Jahre 1300 können nur Vermutungen angestellt werden. Ein erster Kirchenbau wurde für 1235 angenommen. Ab dem Jahr 1300 setzte der schon erwähnte urkundlich belegte Prozess ein, der die Pfarrei Baumholder dem Kloster Werschweiler inkorporierte.

1444 ging die Grafschaft Veldenz in dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken auf, das auch das Verduner Lehen übernahm.

Bis zur Reformation verblieb die Pfarrei Baumholder dem Kloster Werschweiler, das für die geistliche Versorgung der Gemeinde verantwortlich war.

Nach dem Religionsfrieden von 1555 wurde der in Pfalz-Zweibrücken schon weit fortgeschrittene Reformationsprozess konsequent abgeschlossen und die Pfarrei Baumholder gehörte nun zu der zunächst lutherischen pfalz-zweibrückischen Landeskirche.

Um 1580 vollzog Herzog Johann I. den Wechsel zum reformierten Bekenntnis. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die nun reformierte Pfarrei Baumholder schwere Zeiten zu bestehen. Lange Jahre war die Gemeinde ohne Pfarrer.

Dem Krieg, der enorme Bevölkerungsverluste zur Folge hatte, folgten zwei Jahrzehnte, in denen in jeder Hinsicht neu angefangen wurde. Danach setzten unter Ludwig XIV. die Reunionskriege ein, gefolgt vom Spanischen Erbfolgekrieg. Diese Konflikte mit europäischen Dimensionen berührten mittelbar und unmittelbar auch das mittlerweile an Schweden gefallene Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und damit auch die reformierte Kirche in Baumholder. Unter dem schwedischen König Karl XII. wurde neben dem reformierten Bekenntnis auch das lutherische Bekenntnis in Pfalz-Zweibrücken wieder eingeführt. Schon 1684 war durch eine Verordnung des französischen Königs der katholische Gottesdienst wieder eingeführt worden.

Praktisch bedeuteten die von Frankreich und Schweden durchgesetzten Veränderungen, dass die Baumholder Kirche als Simultankirche zunächst von den Katholiken mitbenutzt wurde, und dass nach 1701 auch die Lutheraner ihren Gottesdienst in der Kirche halten durften.

Als 1718 Karl XII. von Schweden starb, fiel Pfalz-Zweibrücken an den katholischen Pfalzgrafen Gustav Samuel Leopold von Zweibrücken-Kleeburg. Der gemischt-konfessionelle Status des Herzogtums blieb dauerhaft erhalten. In Baumholder teilten sich nun Reformierte, Lutheraner und Katholiken mehr oder weniger harmonisch die Kirche.

Die Zeiten blieben friedlich und unter Herzog Christian IV. wurde das marode Kirchenschiff der Baumholder Kirche 1748-1750 neu errichtet. Bis 1796 währten in Pfalz-Zweibrücken stabile staatliche und kirchliche Verhältnisse, wenn es auch für die Untertanen oft arme Zeiten gab, die vielfach auch Auswanderungen in die Neue Welt zur Folge hatten.

Zwischen 1796 und 1815 herrschte der französische Staat auch über Pfalz-Zweibrücken und nach dem Wiener Kongress wurde das Herzogtum nicht wieder hergestellt. Dem Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld wurde in etwa das Gebiet des alten Oberamtes Lichtenberg zugesprochen, das als Fürstentum Lichtenberg bis 1835 mit Sachsen-Coburg verbunden blieb. In diese Zeit fällt die Union zwischen Reformierten und Lutheranern, die auf der Vereinigungssynode 1820 in Baumholder beschlossen wurde. Seither teilten sich nun die Evangelischen und Katholischen die Baumholder Kirche.

1835 ging das sachsen-coburgische Fürstentum Lichtenberg in der Preußischen Rheinprovinz auf und blieb deren Bestandteil bis zur Auflösung des preußischen Staates nach dem zweiten Weltkrieg. Kirchlich gehörte die Kirchengemeinde Baumholder nun zur evangelischen Kirche der Preußischen Rheinprovinz.

Im Jahre 1882 konnte ein altes Problem einer gütlichen Lösung zugeführt werden. Pfarrer Finscher und Pastor Geishecker handelten einen Vertrag aus, durch den die simultane Nutzung der Baumholderer Kirche aufgehoben werden konnte. Die Katholiken bauten in der Nachbarschaft eine eigene Kirche und die Evangelischen waren nach fast genau zweihundert Jahren in der Nutzung ihrer Kirche wieder uneingeschränkt.

Klaus Böhmer

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